Für die molekularpathologische Analyse kann grundsätzlich jede Art von histologischem oder zytologischem Material verwendet werden.
Grundvoraussetzung für die zielgerichtete Therapie mit EGFR-Tyrosinkinaseinhibitoren (EGFR-TKI) ist der Nachweis einer aktivierenden EGFR-Mutation. Um die Therapie frühzeitig planen zu können, sollte der Mutationsnachweis zügig erfolgen, so dass die definitive Diagnose innerhalb von 10 Arbeitstagen vorliegt.
Anforderungen an die molekularpathologische Untersuchung
Bei der molekularpathologischen Untersuchung sollte eine Methodik eingesetzt werden, die ausreichend sensitiv für Mutationsnachweise auch in Geweben mit nur 10 % Tumoranteil ist und die zwar gewebesparend, aber auch umfassend ist (Nachweis aller therapierelevanten Targets). Fusionen sollten mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierungen und immunhistochemischen Verfahren oder Sequenzierverfahren nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Pathologie nachgewiesen werden.1
Damit die angestrebten hohen Qualitätsanforderungen erfüllt werden können, empfiehlt sich eine externe Qualitätssicherung im Rahmen von Ringversuchen.
Abb. 1: Probenquellen für die EGFR-MutationsanalyseTumorgewebe ist der Goldstandard für die Mutationsanalyse
Die histologische Probe kann entweder aus dem Primärtumor, der Metastase mittels Biopsie oder Resektion gewonnen werden.
Für die Gewinnung einer Gewebebiopsie eignet sich z. B. eine Stanz- oder Zangenbiopsie oder eine transbronchiale Biopsie im Rahmen einer Bronchoskopie.1 Normalerweise bildet dieses von Erkrankten zu diagnostischen Zwecken entnommene Tumormaterial die Grundlage für die molekularpathologische Analyse des EGFR-Mutationsstatus, die dann mit hoher Sensitivität durchgeführt werden kann.
Zytologische Proben sind oftmals gut für die Mutationsanalyse geeignet
Für die molekularpathologische Untersuchung anhand einer zytologischen Probe sind alle üblichen zytologischen Verfahren zur Gewinnung von Probenmaterialien aus Primärtumor oder Metastasen geeignet. Feinnadelaspirate sind jedoch wegen der gewonnenen Menge gut erhaltener Tumorzellpräparate am besten für die molekularpathologische Diagnostik geeignet.1,2
Abb. 2: Methoden der zytologischen ProbengewinnungAbhängig vom verwendeten Analyseverfahren sind mindestens 50, idealerweise 100 Tumorzellen erforderlich. Mittels „Rapid Onsite Evaluation“ (ROSE) kann in entsprechend eingerichteten Zentren bereits während einer bronchoskopischen Probenentnahme innerhalb weniger Minuten durch Schnellfärbung von Ausstrichen noch im Operations- oder Endoskopiesaal festgestellt werden, ob ausreichend Zellmaterial für die Analytik gewonnen wurde. Dadurch kann die Belastung für betroffene Personen so gering wie möglich gehalten werden.3
Blut kann als Analysenmaterial dienen, wenn Tumorproben nicht verfügbar sind
Wenn eine Tumorprobe nicht auswertbar ist bzw. nicht in ausreichender Menge vorliegt, kann ctDNA für die Mutationstestung verwendet werden, die aus einer Blutprobe gewonnen wird („Liquid Biopsy“).
Die Analyse von Tumor-DNA im Blut stellte früher noch eine logistische Herausforderung dar. Vollblutproben sind nur begrenzt stabil, deswegen musste die Verarbeitung zu Plasma innerhalb von 4 Stunden nach Blutentnahme erfolgen. Heutzutage kann das Vollblut in speziellen Blutabnahmeröhrchen bequem transportiert werden und die Plasmagewinnung kann später erfolgen. In den speziellen ctDNA-Röhrchen ist ein Additiv enthalten, welches das Blut bis zu mehreren Tagen stabilisiert.4–7
Abb. 3: Spezielle Blutentnahmeröhrchen4–7Dabei ist darauf zu achten, dass nur robuste, zuverlässige und sensitive Tests mit erwiesener Eignung für die Bestimmung des EGFR-Mutationsstatus anhand von ctDNA verwendet werden, um falsch negative oder falsch positive Bestimmungen zu vermeiden. Vor dem Hintergrund einer sehr hohen Spezifität (99,8 %) der ctDNA-Testung sind falsch positive Resultate nicht zu erwarten.8 Die Sensitivität liegt dagegen nur bei 60–70 %.
Ein Video zu Unterschieden und dem genauen Ablauf einer Liquid Biopsy gegenüber einer normalen Blutentnahme können Sie hier ansehen.
Abb. 4: Schema zur Verwendung von Proben für die EGFR-Mutationsanalyse9